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Clubul Oamenilor de Afaceri
de Limba Germana din Transilvania de Nord

Deutschsprachiger Wirtschaftsclub Nordtransilvanien

Volker Scherer, Geschäftsführer der IHK Pfalz: „Wir möchten Unternehmern ein Land näherbringen, das zwar große Herausforderungen, aber auch viele Möglichkeiten bietet."

1. März 2021

Als wir im Jahr 1998 die erste Unternehmerreise aus Rheinland-Pfalz nach Rumänien durchführten, wurden wir von vielen belächelt. Was in aller Welt wollten wir in einem Land finden, das für Korruption, düstere Kinderheime, streunende Hunde und vor allem für einen überaus holprigen Start nach der politischen Wende stand? Mehr als 20 Jahre später ist die Antwort noch dieselbe wie damals: Wir möchten Unternehmern ein Land näherbringen, das zwar große Herausforderungen, aber auch viele Möglichkeiten bietet.

Das damals überaus große Interesse an dem Land überraschte nicht nur die Zweifler, sondern auch uns selbst und wir gründeten schnell ein überregionales Kompetenzzentrum für Rumänien. Seitdem führten wir 21 Unternehmerreisen in alle Teile Rumäniens durch, haben mehr als 900 Investitionsvorhaben begleitet und rund 11.000 Anfragen rund um das Rumäniengeschäft beantwortet. Diese Zahlen zeigen vor allem eines: Das Interesse an dem Land war riesig und ist bis heute vorhanden. Und was bereits damals unverzichtbar war, ist heute immer noch unverändert wichtig. Nur mit einer sorgfältigen Vorbereitung, einer kompetenten Beratung, einer vertrauensvollen Begleitung vor Ort, dem richtigen Personal und einem funktionierenden lokalen Netzwerk bietet der Standort Rumänien hervorragende Chancen.

Hier setzen wir mit unserem Kompetenzzentrum und unseren Angeboten an. Dabei ist es für uns als Industrie- und Handelskammer besonders wichtig, über ein funktionierendes Netzwerk mit kompetenten und vertrauensvollen Partnern zu verfügen. Dazu zählen die Deutsch-Rumänische Industrie- und Handelskammer in Bukarest, unsere Kontaktstelle des Landes Rheinland-Pfalz in Timisoara, zahlreiche Dienstleister und - last but not least – natürlich auch die lokalen Wirtschaftsclubs. Letztere bieten interessierten Unternehmern eine wertvolle Mischung aus praktischer Erfahrung, Wissen und lokalem Netzwerk. Daher freue ich mich sehr über die Kontaktaufnahme von Frau Negrea und Herrn Thol, den ich seit über 20 Jahren kenne und der mehrfach bei uns in Ludwigshafen als Referent seine Erfahrungen mit anderen Unternehmern geteilt hatte.

Neben der Vorstellung unseres Hintergrunds möchte ich auch noch kurz ein aktuelles Thema aufnehmen. Und was könnte derzeit aktueller sein als das Thema Covid 19? Keine Sorge, ich möchte mich Ihnen nicht als weiterer Experte aufdrängen und auch keine Bewertung von staatlichen Maßnahmen abgeben. Aber ich würde Ihnen gerne von interessanten Verschiebungen in der Struktur und in der Häufigkeit von Anfragen berichten, die unser Kompetenzzentrum zur Zeit erreichen. Dies ist natürlich nur ein winziger und keinesfalls repräsentativer Baustein des großen Ganzen, aber er gibt Hinweise auf einen möglichen Trend im Rumäniengeschäft.

Anfragen zu Rumänien gingen zwar auch in den letzten Jahren bei uns ein, aber im Vergleich zu der „Goldgräberzeit" um die Jahrtausendwende nur in einem deutlich geringerem Umfang. Inhaltlich ging es dabei oft um mehr oder weniger belastbare Geschäftsmodelle für die Entsendung oder Vermittlung rumänischer Arbeitskräfte nach Deutschland. So manches Mal hatte man den Eindruck, es gäbe mehr Vermittler als in Frage kommende Arbeitskräfte.

Die Corona-Pandemie hat - zumindest bei uns - Veränderungen im Nachfrageverhalten aufgezeigt. Offenbar nutzen viele Unternehmen momentan freigewordene Kapazitäten, um strategische Überlegungen aus der Schublade zu holen und diese auch konkret anzugehen. Davon scheint auch der Investitionsstandort Rumänien zu profitieren. Geradezu sprunghaft stieg bei uns die Anzahl der Investitionsanfragen an. Das Spektrum reicht dabei von Produktionsgründungen über den Aufbau von Vertriebs- oder Dienstleistungseinheiten bis hin zu Verlagerungen bestehender Lieferketten von Asien nach Rumänien. Genau so vielfältig wie die Motive einer Investition sind auch die Wirtschaftszweige und Branchen. Anfragen erreichen uns beispielsweise aus der Verarbeitenden Industrie, der Informationstechnologie, aus dem Bereich der Prozessdigitalisierung, von Logistikunternehmen, aus der Landwirtschaft und von Dienstleistern.

Auch in den Kauf oder Verkauf bereits bestehender Unternehmen ist Bewegung gekommen. Es scheint aufgrund von Corona Veränderungen im Markt zu geben. In beide Richtungen.

Eine Sache scheint aber über die Jahrzehnte erstaunlich unverändert zu sein. Es ist verblüffend, wie wenig bei dem einen oder anderen auch heute noch über das EU-Mitgliedsland Rumänien bekannt ist. Es bestehen Fehleinschätzungen oder falsche Informationen bei ganz zentralen Fragestellungen eines Engagements wie zum Beispiel den regionalen Standortunterschieden, bei Löhnen und Gehältern oder bei Personalfragen insgesamt. Es überrascht daher auch einige, dass ein erfahrener Ingenieur in Bukarest mehr als nur den gesetzlichen Mindestlohn verdienen möchte.

Bei vielen dieser Fragen, Unsicherheiten und Lücken können wir mit einer Kooperation ansetzen und gemeinsam mit unseren bereits bestehenden Netzwerken dazu beitragen, Hilfestellungen anzubieten und praktische Erfahrungen weiterzugeben. Wir freuen uns darauf.

Volker Scherer, 25.02.2021


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